Hiddenseemarathon 24.06.2006
Endlich ist er da der 24.06.2006. Der Tag an dem
ich meinen neuen Streamliner rund um Hiddensee fahren
kann und auch will. Wie das Teil geht wußte ich ja schon
vorher, aber der direkte Vergleich mit anderen fehlte
mir noch.
Am Start sind dieses Jahr weniger Einer als in den
Jahren zuvor. Dafür sitzen in den Zweiern durchaus schnelle
Leute, die für einen Sieg im Einer in Frage kommen.
Hier ist also auch Leben reingekommen, waren dort in
den Vorjahren die Plätze ja schon vor dem Start vergeben.
Kunststück bei Solostartern.
Hochachtung vor allen, die angetreten sind diesen
Wahnsinnsritt mitzumachen.
Am Start auch „Oschi“ mit seinem Outrigger und mit
einem halben Paddel. Wie der wohl durchkommt hat sich
sicher fast jeder gefragt.
Ziemlich pünktlich geht’s auf Reisen bzw. ins Rennen.
Gleich zu Beginn zeigen Wolfgang und Ulf, zwei hoch
ambitionierte Kanuten, wie bei spiegelglatter See mit
modernen Kajaks gefahren wird. Oschi mit seinem Einbaum
immer mit dabei. Wie lange das wohl gutgeht?
Ich gehe es wie immer ruhiger an. Immer den Puls
im Auge, max.140 Puls- und 60 Paddelschläge. Ein Schwatz
mit Micha ist zu Beginn kein Problem. Oschi erkennt
schon am Parower Haken, daß das Tempo der ersten beiden
wohl zu hoch für ihn ist. Kluge Entscheidung, der Weg
ist ja noch lang.
Also geht’s gemeinsam mit Michas Zweier und mir raus
auf die Ostsee. Micha und Max sind dabei mit der Badewanne
schneller als die Seriensieger aus Dresden.
Oschi nutzt typisch Outrigger light die Welle eines
leichten Bootes um sich in einem Wahnsinnstempo zu entfernen.
Mit dem Kajak wäre das wohl nicht so gut angekommen,
aber so, egal.
Auf der Ostsee dann die ersten Gedanken ans eigentliche
Rennen. Kurz in den eigenen Wanst gelauscht, den Puls
beobachtet, die anderen beäugen. Micha sagt er muß kämpfen,
Max sieht gut aus. Pusten aber beide ganz schön. Die
Dresdner scheinen abgehängt. Von anderen Booten nichts
zu sehen, hm, läuft echt gut.
Micha meint der weit vor uns liegende Einer (Ulf)
wäre im letzten Jahr zur Hälfte des Rennens eingebrochen.
Ist da etwa die Chance aufs Podest, oder sogar mehr?
Egal in Höhe Vitte auf der Ostsee starte ich dann
mein eigenes Rennen gegen den inneren Schweinehund und
die Zeit. Dabei nie über Puls 150 gehen, bloß nicht
so abkacken wie beim ersten mal.(11:45 h) Die Angst
sitzt so tief! Höhe Kloster sind Oschi und mein Vordermann
schon wieder gut zu erkennen. Jetzt diese blöden Findlinge
umkurven, hoffentlich kommt da keiner aus dem Wasser.
Scheiße kurz vor mir kräuselt sich das Wasser, Panik,
Vollbremsung, kippeln, Schweißausbruch, Glück gehabt.
War bloß ein Fisch. Jetz aber sinnig um die Hucke. Dabei
warnt Gerhild doch immer vor dieser Stelle. Dummheit
oder Leichtsinn, was plagt einen bloß es immer wieder
unter Land zu versuchen? Langsam fahren und die grandiose
Steilküste genießen, essen, trinken, wieder genießen.
Da war doch noch was? Ach so das Rennen!
Na ja, so bis auf 100 Meter bin ich wohl schon dran,
der Rest hat Zeit. Um den Enddorn rum, Pause an Land?
Mit der Aussicht aufs Podium? Aber keiner geht an Land.
Noch eine Premiere: Durchfahren ohne Pause bis Stralsund.
Schönen Gruß ans Hinterteil!! Ob das gutgeht?
Endlich Oschi muß pinkeln, hurra, ich bin vorbei.
Zu früh gefreut, der Bengel hat die Power eines Ochsen.
Zieht wieder locker gleich auf. Ist ja logisch: Mit
dem halben Paddel braucht man ja auch bloß die Hälfte
tun ;-) Egal fahrn wir eben zusammen.
Am Zeltplatz Seedorf laufen wir auf den gelben Nelo
mit Ulf an Bord auf. Wieder geht diese leidige Diskusion
ums Boot los. „Mit DEM Boot, und warum fährts Du nicht
vorne mit, und überhaupt Es sei doch viel schneller,
und wenn schon Wettkampf...“! Ich kanns nicht mehr hören!
Lasse ihn fahren und denke mir mein Teil. Sitzen selbst
in einer Rakete und fangen an zu lamentieren über Material
und weiß ich was alles.
Dabei haben Micha 2x und Henning 1x gezeigt, daß
es nicht nur das Material sein kann. Der gut vorbereitete
Athlet ist immer noch das wichtigste Element in diesem
System.
Endlich ist Stralsund in Sicht, noch ziemlich klein
aber schon zu sehen. Fahre mehrmals zu Ulf auf, aber
der hat heute mehr vor als nur ankommen. Er zieht immer
wieder unaufhaltsam davon. Ich halte mein Tempo und
komme immer wieder ran. Höhe Suhrendorf muß Oschi reißen
lassen. Nanu der sah doch gut aus. Später dann die Erklärung:
Eine Handvoll Kraut an der Flosse. Schade, der hatte
es echt drauf an dem Tag.
Heuwiese in Sicht!! Wieder bin ich bei Ulf. Auf die
Frage nach einer gemeinsamen Zieleinfahrt werde ich
wieder daran erinnert, daß es hier um ein Rennen geht
und nicht um Geschenke. Na denn man tau! Nach einer
ersten richtigen Pause fahren wir gemeinsam los. Da
packt es Ulf erneut. Die Zeit vom Vorjahr scheint greifbar.
Aber hinten kackt der Hase denke ich und lasse ihn erneut
ziehen.
Am Parower Haken dann der Anschiß. Ulf ist am Ende.
Es scheint als ginge nichts mehr. Aus weiterer Entfernung
sehe ich plötzlich die Dresdner. Sind die geflogen?
Das Begleitboot gibt bescheid der erste sei im Ziel
in unter sieben Stunden. Ihr fahrt um Platz zwei!
Na ja da irrt wohl der Experte, ich bin froh noch
gut durchzuhalten und Ulf nimmt mein Angebot von vorhin
dankend an. Gemeinsam kämpfen wir uns bis zum Bootshaus.
Zwischendurch gebe ich immer mal Info über Entfernung
zum Steg. Ulf ist echt am Ende. Als er erfährt, daß
ich älter als 40 bin und er noch weit darunter wird
seine Stimmung besser. Wird ja in verschiedenen Altersklassen
gewertet. Erleichterung bei ihm. Ist ja der beste in
seiner AK. Gratulation an dieser Stelle von mir.
Da plötzlich wieder dieses Zucken bei ihm. Er sieht
seine Tochter und ist wieder der Alte. Besser ist das!
Gemeinsam fahren wir über die Ziellinie. Noch kurz
vor dem Dresdner Zweier.
7:33h, eine Zeit von der ich nie zu träumen gewagt
habe. Steige aus und bin einfach nur glücklich meine
Familie in den Arm nehmen zu können. Ein Sieg für mich.
Schnellster Stralsunder und dabei gut drauf wie nie
zuvor. (Ulf liegt platt am Steg, gute Besserung!) Später
dann dieser Schmerz im Hinterteil. Habe noch Tage danach
die Tour gespürt.
Eine gewissenhafte Vorbereitung durch den ganzen
Winter, ein super Boot, geiles Wetter. Heute passte
einfach alles.
Hoffe im nächsten Jahr auf mehr Stralsunder Sportfreunde
(Chris, Stefan, Heiko) und vor allem auf mehr auswärtige.
Gruß
Achmed Ewert
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