Navigationsworkshop 2.-4.März 2007 in Kiel
Bericht von Andreas Lichtschlag
Fotos: Andreas Lichtschlag, Rainer Markgraf

Möwengeschrei, Zeltbahnen knattern. Die Gruppe schart
sich um den Guide, der die Tour für den folgenden Tag
bespricht.
Wann ist Hochwasser?
Der Wind verweht die Frage des Guide...
Bezugsort? Korrekturfaktor?
Verstehe schlecht...das Wasser im Ohr knistert so....
hätte nach den Kenterübungen gerne länger warm geduscht....
Sonnenaufgang?
Die Augen brennen...die Lider immer schwerer...
Kommen wir drei Stunden nach Hochwasser noch über
diese Sandbank?
Zwölferregel...ja, wie war die noch...
Wo greifen wir die Entfernung ab?
Die Arme so bleiern...ist der Guide denn gar nicht
erschöpft? Er wird uns schon gut über den nächsten Tag
bringen, auch wenn ihm jetzt im Augenblick keiner mehr
so richtig folgen kann. Aber eigentlich sind wir ja
hier, um auch die Theorie für das Paddeln in tidenabhängigen
Gewässern zu lernen. Wechsel von Knien in die Hocke.
Es müsste trotz der schönen Umgebung bequemere Rahmenbedingungen
für das Erlernen der Theorie geben!
So oder ähnlich wird es vielen Teilnehmern an den
Fortgeschrittenen- Kursen schon ergangen sein...
Und es gibt sie doch, die perfekten Rahmenbedingungen
für die Theorie!

Am ersten Märzwochenende 2007 finden sich das Nanuk-Team
und einige Teilnehmer in Kiel auf dem Zweimastschoner
„Twister“ ein, um sich von Andreas Thier, Projektingenieur
in der Seevermessung, in die Kunst des Navigierens einführen
zu lassen.
Auf dem Deck des hundert Jahre alten Traditionsschiffes
wird noch gearbeitet. Steigt man aber den Niedergang
hinab, empfangen einen dunkles Holz in Hochglanz, glänzende
Messingbeschläge und edle Lampen. An den Bullaugen ziehen
immerfort große Pötte entlang. Maritimer kann ein Ambiente
nicht sein.
Nachdem die Kojen belegt, der Beamer an die Schiffselektrik
angeschlossen ist und die Leinwand in der Enge unter
Deck so aufgestellt ist, dass alle sehen können, geht
es los. Andreas fragt jeden nach seinen persönlichen
Tops und Flops beim Navigieren. Völlig ahnungslos ist
niemand unter uns, alle haben Erfahrung im Seekajak,
die meisten Teilnehmer sind darin schon geprüft, einige
bilden sogar aus. Keiner ist sich zu schade, auch die
einfachsten Übungen zu machen. Diese lässt Andreas auf
jeden Themenblock folgen. Die Ergebnisse werden verglichen
und kommentiert. Geduldig sucht er nach Mess-, Rechen-
oder gar Denkfehlern.

Es bleibt nicht bei den leichten Aufgaben. Zwölferregel
und Missweisung sind allen klar. Im Prinzip. Wer ist
da nicht schon ins Schlingern geraten. Im Kajak auf
See dürfen wir nicht so lange überlegen!
Die Bordbar mit den vier Zapfhähnen ist in Reichweite
der Kartentische. Reger Erfahrungsaustausch in den Pausen.
Landgänge in die Holtenauer Gastronomie entfallen
zugunsten von Selbstverpflegung an Bord. Abends
schauen wir uns Filme an. Themenabend Seekajak.

Einen Landgang gibt es doch: die Besichtigung der
Holtenauer Schleuse und der Ausstellung über die Geschichte
des Nord-Ostsee-Kanals.
Am Sonntagvormittag wartet dann die Königsetappe
auf uns: Planung einer dreitägigen Tour durch die nordfriesische
Insel- und Halligenwelt. Das Paddeln in tidenabhängigen
Gewässern bedarf einer sehr sorgfältigen Planung. Eine
äußerst komplexe Angelegenheit. Fehler wären fatal.

Erst ganz am Schluss des Workshops erklärt Andreas
anhand eines originellen Modells in sieben kurzen Schritten
die Arbeitsweise des GPS.
Fazit:
Der nächste Navigationsworkshop ist ein Muss für
den ambitionierten Seekajak-Novizen.
Auch dem bereits arrivierten Seekajaker bietet der
Kurs alles, um seine Kenntnisse zu vertiefen und mit
Unterstützung von Experten zu erweitern – in perfektem
Ambiente.

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