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Wenn ich in spielerischer Laune bin,
mache ich mir aus den Längen- und Breitengraden ein Netz
und fange damit im Atlantischen Ozean Wale.
Mark Twain: Leben auf dem Mississippi
gefunden in: "Längengrad" von Dava Sobel, Berlin
1996
Schweden Westschären 17. - 23. Juni 2004
Kajaktour unter Leitung von Peter Nicolai
Fotos und Text: Heinz Vogler
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Die vertrauten Landschaften bieten bei der Betrachtung vom Kajak
aus oft schon eine ungewohnte, fast unbekannte Seite.
Die schwedischen
Westschären mit dem Seegebiet, das sich nach Westen zum Skagerrak
hin öffnet, sind selbst bei einer zweiten Tour noch voller
Überraschungen und alles andere als vertraut.
Behäbig im Wasser liegende Felsformen, nackt, oft wie im Fließen
erstarrt, eröffnen eine ganz und gar fremde Welt ständig
neuer Bilder.
Verwandte Formen, im Detail aber doch wieder ganz individuell, lassen
in dem so beharrlichen Fels wechselnde Gestalten entstehen. |
Die künstliche
Farbigkeit der Kajaks - keinesfalls störend, eher Ausdruck
einer gewissen Fröhlichkeit - zeigt, es sind Gäste angekommen.
Gastgeber sind der Fels, die Flechten und die Sträucher, die
sich manchmal wie ein wärmender Pullover über die nackte
Insel ausgebreitet haben |
Es scheint,
als wiederholten sich die Formen, erst auf den zweiten Blick zeigt
sich ihre Individualität. Fast lautlos taucht das Paddelblatt
ins Wasser, die ruhige, gleitende Bewegung des Kajaks gibt der Fantasie
Zeit, Felsformationen in lebende Gestalten zu verwandeln.
Die Erinnerung macht ein beliebtes Spiel der Kindheit wieder gegenwärtig:
auf dem Rücken im Gras liegen und in den ziehenden Wolken Figuren
erkennen. |
Es mag mag
sein, dass man in Verbindung mit dem Kajak sich manchmal auch groß
vorkommt. Die Weite des Meeres, Felsen oder Seegang stellen ganz
schnell das realistische Größenverhältnis wieder
her. Eine drohende Gewitterfront jedoch schwebt über allem
und schafft eine neue Situation, die Aufmerksamkeit erfordert. |
Es gibt zwar
gewisse Grundregeln beim Verstauen des Gepäcks, aber irgendwie
hat jeder so seine ganz persönliche Art die Dinge unterzubringen.
Eigentlich müsste ... dort zu finden sein...
Es ist immer wieder erstaunlich, was alles in einem solch kleinen
Boot unterzubringen ist! |
kochfest? Kochfest!
Häufig begegnet man sich ein zweites Mal im Leben. Bei der
gemeinsamen Vorliebe für Kajak, Meer und Zelt ergibt sich dann
auch schon die eine oder andere Kochgemeinschaft
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"Die
Zeit verrinnt" - eine Binsenweisheit, die mit jedem Blick auf
die Uhr bestätigt wird. Beim Erleben einer solchen Abendstimmung
in ungewöhnlicher Umgebung wird Zeit durch ständiges Verändern
der Lichtstimmung wahrnehmbar. Mit dem Sonnenuntergang geht die
einzigartige Stimmung eines Tages zu Ende.
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Einen Augenblick
(im wahrsten Sinne des Wortes) aus der sich ständig verändernden
Lichtstimmung mit einem Foto festzuhalten, ist für alle, die
dies erlebt haben, ein guter Weg in den Einstieg zur Erinnerung. Für
alle anderen ist es eine Information, die nur unzureichend über
Wahrnehmung und Erlebnis der Beteiligten Auskunft geben kann.
Weckt das Foto Erinnerungen an eigene Situationen, dann ist das eine
erfreuliche Wirkung, die jedoch auf einen anderen Zusammenhang hinweist.
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Seit einigen Tagen bewegen wir uns in dieser ungewöhnlichen
Landschaft. Das anhaltende Staunen und die Entdeckungen immer wieder
neuer Seiten zeigen, wie fremd wir noch sind und wohl auch immer
bleiben werden. Die Erlebnisse beruhen auf einer kurzen Begegnung,
einem winzigen Teil eines Jahres mit seinen vier Jahreszeiten. Und
was bedeutet ein Jahr in der Geschichte dieser Landschaft?
Fotos und Text: Heinz Vogler © 2004 |
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